Bootstour 1989: 
Frankreich: "Mit dem Schlauchboot durch Elsass und Vogesen"
von Dieter Pinell
Reisezeit: 26.08.1989 - 02.09.1989
Verkehrsmittel: Metzeler Schlauchboot mit 9,9 PS Aussenbordmotor

Im Sommer 1989 unternahm ich mit meinem Freund Manfred eine einwöchige Schlauchboottour von Strasbourg nach Gondrexange bei Saarburg auf dem Rhein-Marne-Kanal. Während wir mit Zelt, Schlafsack und Campingkocher verhältnismäßig wenig Komfort an Bord hatten, ist es für den Normalurlauber natürlich auch möglich, am Kanal führerscheinfreie Hausboote zu mieten und diese Fahrt mit allem Luxus selber durchzuführen. Der Rhein-Marne-Kanal beginnt mitten in der Altstadt von Straßburg und führt über die Höhen der Vogesen nach Nancy und zur Mosel, bevor er dann über Toul die Marne und damit beinahe Paris erreicht. Der Abschnitt, den wir befahren haben, zeichnet sich durch wenig Schiffsverkehr und eine ruhige und vielseitige Landschaft aus.

Begonnen hat alles an einem Samstag Ende August in Vendenheim, wo wir hier, 10 km nördlich der Stadt Strasbourg,, unser Boot aufpumpen, den 9,9 PS- Außenborder montieren und unser Gepäck verladen. Das Auto lassen wir auf dem Marktplatz des Dorfes stehen.

An diesem ersten Abend kommen wir nicht mehr weit, nach 15 km legen wir bei Waltenheim sur Zorn an und bauen am Ufer des Kanals das Zelt auf.

Sonntag: Nach ausgiebigem Frühstück im strahlenden Sonnenschein unter einer Strassenbriicke starten wir. 

Unsere erste vollautomatische Schleuse erwartet uns. Nach dem wir die erste Schleuse für den nachfolgenden Bootsverkehr blockiert und in der zweiten einen Totalausfall fabriziert haben, erklärt uns der freundliche Schleusenwärter vom Dienst, der mit seinem R4 herbei eilt, das Geheimnis der Lichtschranken, Stangen und Radaranlagen ... Von nun an wissen wir, dass man vor Radaranlagen Bierdosen schwenken muss und Lichtschranken mindestens 10 Sekunden zu verdunkeln sind, damit das Geheimnis der Schleusen funktioniert. Wir sind eben klein und unser Boot nicht aus Metall. Man kennt uns jetzt am Kanal (...die Verrückten mit der Nussschale.!) 
Gegen Mittag gibt es den ersten Regenschauer. Ab jetzt regnet es jede Stunde.


Nach etwa 10 Schleusen (Hubhöhe jeweils 2,60 m) erreichen wir über Hochfelden die alte Römerresidenz Saverne und ankern gegenüber dem Schloss. 
Nachdem wir die dortige Großschleuse (5,50 m) hinter uns haben, geht es nun ins Gebirge. Das Tal des F]üßchens Zorn ist hier so schmal, daß nur die Straße, die Eisenbahn, der Fluss und
der Kanal hineinpassen. Schleuse folgt auf Schleuse, wir winden uns langsam an den Felsen lang.

Am Abend erreichen wir Lützelburg. Der kleine Hafen hat auch eine kleine Wiese für unser Zelt und Sanitärgebäude mit warmer Dusche. Im Gasthaus gibt es elsässische Spezialitäten.

 

Montag: Es ist fürchterlich kalt am Morgen, so daß wir uns für einen Ausflugstag am Ort entschließen.  Zuerst einmal gibt es Frühstück auf der Parkbank am Kanal, während ein Nachbar für uns das Kaffeewasser in seiner Bordküche zum Kochen bringt. Zu Fuß folgen wir dann dem Kanal bis zum neuen Schiffshebewerk von Arzwiller-St. Louis. Dann wandern wir auf alten Treidelpfaden entlang der längst stillgelegten Schleusentreppe mit ihren 17 Schleusen, für die die alten Schiffer früher einen ganzen Tag brauchten.

Dienstag: Heute stehen uns zwei Höhepunkte bevor. Zuerst hievt uns das Schiffshebewerk eindrucksvolle 44,5 m in einer großen Betonwanne eine schiefe Ebene hinauf, dann folgen nach 4 km die Schiffstunnel. Wir installieren unsere Taschenlampen und bekommen nach wenigen Minuten grünes Licht für den 2 306 m langen ersten Tunnel.
Scheinbar kaum breiter als das Boot ist das Wasser, ein kleiner heller Punkt weit vor uns und eine modrige Kälte empfängt uns. Nach 20 Minuten ist der Spuk zu Ende. Der zweite Tunnel ist nur 600 m lang und schnell durchfahren. Die nächsten 30 km sind ohne Schleusen. Wir tuckern gemächlich
durch die weite Hochebene Lothringens und erreichen am Abend den kleinen Ort Gondrexange, wo der Saar-Kohlekanal abzweigt, unserer Wendepunkt.

Mittwoch, Donnerstag:. In zwei Tagen geht es zurück über Lützelburg und Saverne nach Hochfelden. Schiffstunnel, Schiffshebewerk und die Schleusen sind nun schon fast Routine für uns. 


Nur noch einmal sitzen wir in einer Schleuse fest und müssen vom. freundichen Schleusenwärter befreit werden. Macht nichts, man kennt sich ja inzwischen.. 
Am Freitag abend erreichen wir wieder Vendenheim, wo wir noch einmal unser Zelt aufschlagen.. Samstag vormittag dann lassen wir die Luft aus dem Schlauchboot, packen unsere Ausrüstung ins Auto. Es heißt Abschiednehmen von einer aussergewöhn1ichen Bootstour.

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Zuletzt geändert:  06. Juni 2001
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